Community Portrait mit Reto

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Endlich kommt das Community-Portrait über den Erfinder der Community-Portraits!

Reto hat als Magic Nuss die magicnuss.ch Webseite gestartet und ein Jahr lang mit Inhalten befüllt. Dabei hat er unzählige Portraits von Magic Spielern in und um Bern geschrieben. Da er sich verständlicherweise nicht selber interviewen wollte, kommt jetzt nach der Fusion von magicnuss.ch mit aarebogemagic.ch endlich die Gelegenheit für ein Interview mit Reto.

Reto, seit wann spielst du Magic und wie kamst du dazu?

Hmmm… ich glaube diesen Herbst sind es dann etwa fünf Jahre. Ich muss gestehen, dass ich schon früh einen Schuhkarton mit Magic-Karten besass. Jedoch spielten wir damals mit selbst erfundenen Regeln. Ich denke, dass wir doch alle mal irgendwie so in Berührung mit Magic kamen. Etwa zur selben Jahreszeit wie vor fünf Jahren, stellte ich meine Karten auf Ricardo, da ich niemanden in meinem Freundeskreis hatte, die/der Magic spielte oder sich dazu überreden liess. So absurd die Geschichte sich auch anhört, nur rund zwei Wochen später schreiben mir drei Freunde, dass sie nun ein fantastisches Kartenspiel entdeckt hätten und sie das gerne intensiver spielen möchten. Was war es wohl? Magic! Naja, darüber freute ich mich sehr, dennoch war ich dann traurig über den verkauften Schuhkarton samt Inhalt. Manchmal läufts halt so. Mittlerweile spielen die drei Freunde nicht mehr Magic. Ich dafür umso mehr. Schliesslich fing ich dann an, mich in Basel unter die Drafters zu mischen und machte dort tolle Freundschaften. So spielten wir bald darauf mindestens einmal in der Woche in unserer WG Magic. Bis in die Nacht hinein. Auch unter der Woche. Die Playgroup besteht auch heute noch und bietet uns Bernern beim Clash of Cantons die Stirn. Das freut mich ungemein. Als ich dann nach Bern kam, fühlte ich mich im Magic-Himmel angekommen. Hier wird nicht nur Magic gespielt, sondern auch gelebt. 

Wenn man gegen dich spielt, fällt auf, dass du viel Glitzer und spezielle Karten wie Expeditions spielst. Was ist die schönste Pimp-Karte die du besitzt?

Ja die Sache mit den Expeditions und dem Glitzer. Ein Freund aus Basel sagte mal: “Reto, du bist wie eine Elster!” Damit hatte er nicht unrecht. Was glitzert, das gefällt mir einfach. Und so ist es auch mit den Magic-Karten. Als ich in meinem zweiten BFZ Booster ein Expedition Godless Shrine öffnete, da war es um mich geschehen. Die Dinger gefallen mir einfach und sie geben dem Spiel auch einen speziellen Touch. Natürlich, es ist im Grunde genommen sinnlos viel Geld für diese Masterpieces auszugeben. Die Karte kann ja nicht mehr als die normale Version davon. Aber manchmal gönnt man sich halt was. Andere trinken teuren Wein, ich spiele Masterpieces. Dennoch ist meine schönste Pimp-Karte kein Masterpiece, sondern gleich das Playset der Liliana of the Veil aus Innistrad. Lili ist meine Queen. Und eine Königin braucht eine Krone, so wie das Editionslogo von Innistrad. Deshalb kann ich die Boxtopper Lilis einfach nicht spielen, selbst wenn sie im Schrank bereit liegt.

Wie kamst du dazu, magicnuss.ch zu machen, und würdest du es wieder tun?

Aus Jux! Ich glaube das beschreibt es am besten. Wir hatten längere Zeit mal in der Berner Community davon gesprochen eine Art ‘Channelfireball’ für Bern bzw. für die Schweiz zu gründen. Ideen waren genug da, aber jemand musste mal anfangen. Da ich sehr gerne schreibe, ob beruflich oder in der Freizeit, war es für mich somit leicht, meine Erfahrungen und Erlebnisse in der Berner Magic-Szene in die Tasten zu hauen. Ich fand es einfach spassig, hie und da von meinen Erlebnissen zu berichten und auch mal für Diskussionen zu sorgen. Ich denke eine solche Plattform bringt Leben in eine Community und kann auch Menschen verbinden. Man liest die Scherereien zwischen verschiedenen Personen in den WhatsApp-Chats schon genug. Deswegen war es mir wichtig, ein neutrales Sprachrohr für die Community ins Leben zu rufen. Eine Plattform, auf der der Spass am Spiel und am Beisammensein im Vordergrund steht. Und damit bin ich, so glaube ich, ziemlich gut gefahren. So soll es auch weiterhin bleiben.

Welche Formate spielst du und warum?

Angefangen hatte ich mit Standard und dann kamen schnell Draft und Sealed dazu. In Basel war Draft aufgrund der Abwesenheit von Rare-Redraft sehr einsteigerfreundlich. Und trotzdem konnte man von den Besten lernen. Nach etwa einem Jahr fand ich dann den Weg ins Verderben, ehm ich meine Modern. Ein Format, das Spass macht, sehr beliebt ist, ich mich aber immer wieder auf Kriegsfuss befinde. Warum? Weil das Wort ‘Interaktion’ oft zu kurz kommt. Dies führte dazu, dass ich mich auch mal im Legacy versuchte. Und das auch mit kleinen Erfolgen, über die ich mich besonders freute. Ist es nicht lustig, wenn man gleich beim ersten Turnier 4-0 geht? :-). Wie dem auch sei. Seit gut einem Jahr habe ich mich aus Legacy zurückgezogen. Nicht weil es kein tolles Format wäre. Auf keinen Fall! Es ist nämlich sehr toll! Sondern eher weil die meisten meiner Magic-Freunde ohnehin lieber Modern spielen und ich oft alleine mit meinen alten Duals am Tisch sass. Mittlerweile geniesse ich es am Freitagabend zu draften und am Mittwoch in die Modern-Liga zu gehen. Immer mehr nicht nur wegen dem Spiel, sondern auch wegen den Freunden und dem kleinen Schwatz in den Pausen. Für mich muss Magic auch eine Art ‘Ausgang’ sein. Erst dann macht es mir richtig Spass. Mein Lieblingsformat ist aber nach wie vor Chaos-Sealed. Ich liebe es, einfach Boosters zu rippen und dann die lustigsten Synergien oder Kombinationen zu spielen. Dafür bietet sich dieses Format an.

Was ist aktuell dein Lieblingsdeck?

Diese Frage hättest du dir wohl sparen können ;-). Jund natürlich! Hell yes! Ich liebe dieses Deck! Das dreifarbige Midrange-Deck vereint einfach alles, was mir an Magic gefällt. Eine grosse Varianz an Karten, Planeswalkers (ja ich habe einen Timmy in mir), Value-Kreaturen, Card Advantage und ganz wichtig: Interaktion! Mir gefällt es einfach mit meiner/meinem Gegner_in zu interagieren. Ich bin nicht der Typ für schnelle Combos oder Lock-Strategien. Für mich ist Magic ein Spiel, das von der Interaktion zweier Kontrahent_innen lebt. Und genau dafür sorgt Jund. Ich könnte das Loblied für Jund wohl noch ewigs vortrillern, aber ich gebe mal noch Einblicke wie es zu Jund kam.

Ganz ehrlich muss ich gestehen, dass mein erstes Deck Merfolk war. Da mir aber die Aggro-Strategie schnell zu langweilig wurde, wechselte ich auf Grixis Control. Damals gab es eine schöne Variante von Corey Burkhart mit vier Baby Jaces. Das Deck macht mir nach wie vor enormen Spass zu spielen. Aber ich baue es leider zu wenig zusammen. Nach Grixis kam dann schnell Jund. Da mir das Deck zu teuer war, proxte ich das ganze Deck und kaufte bzw. tauschte mir Stück für Stück, Karte um Karte, das Deck zusammen. Bis es komplett war. Was aber wenn man ein Deck hat, das man liebt und schon besitzt? Hier kommt die besagte Elster ins Spiel. Ich fing an das Deck auszufoilen. Und das hat sich sogar gelohnt. So weist das Deck mittlerweile eineinhalb Mal den Wert auf, was ich dafür bezahlte. In der Zwischenzeit spielte ich auch Decks wie Esper Transcendent, Amulet Titan, Abzan, Sultai, Jeskai Control, eine alte Version von Humans (before es cool war: Hipster Magic Nuss) und auch schon Eldra Tron wie auch Tron. Bei letzteren beiden fühlte ich, dass ich doch lieber Jund spielen sollte ;-).

Würdest du an Modern etwas ändern, und falls ja, was?

Folgendes ist immer einfach gesagt: Ban Looting, ban Ancient Stirrings, ban Mox Opal, ban Hogaak, ban was auch immer. Ich denke hier muss man schon vorsichtig sein. Dennoch muss ich gestehen, dass ich eine 70% Chance von Hogaak im zweiten Zug schon sehr langweilig finde. Für mich bedeuten solche Decks keinen Spielspass. Weil für mich lebt ja Magic von der Interaktion. Dennoch möchte ich solche Decks nicht verbieten. Jede_r hat ihren/seinen eigenen Playstyle. Das ist auch gut so. Und ich glaube aktuell ist da für alle etwas dabei. Aber wenn es mehr Interaktion gäbe, dann wär ich noch glücklicher.

Achtung, Reto… “BLOODMOOON”! (sorry, ich konnte nicht widerstehen :-D)

TRRRRIIIIIGGGGEEEERRRRR! Diese Karte. Echt jetzt? Da war wohl eines Tages jemand bei Wizards mit dem linken Fuss aufgestanden. Ich mag die Karte einfach nicht. Hier schleicht sich in meiner Argumentation auch wieder das Thema der Interaktion ein. Und für mich steht Interaktion für Spass. Dieser Spass geht leider an mir vorbei, wenn ein Blood Moon überraschend den Weg auf das Spielfeld findet. Ich meine, es muss jede_r selber wissen, ob man lieber Cersei ist und sich hinter dicken Mauern verschanzt (vielleicht noch zusammen mit Ensnaring Bridge) oder ob man lieber wie Jon Snow in die Schlacht zieht. Ich bin Jon Snow. Niemals Cersei.

Du darfst deine eigene Karte designen. Was macht sie, und viel wichtiger, wie sieht die Pimp-Version davon aus?

Uff, ich glaube ich wäre sehr schlecht darin, eine Karte zu designen. Eine Leyline mit “Players can’t play Blood Moon”? Nur Spass. Ich wünschte mir ein Tarmogoyf mit Trample. Ich denke das ist noch ziemlich bescheiden. Zu oft rennt man mit dem Big Boy gegen unzählige Spirit Tokens (Lingering Souls) an. Oder Tokens allgemein, wie auch von Young Pyromancer oder die Faeries. Goyf ist einfach zu handlen und muss sogar aufgrund eines Fatal Pushs den Weg in den Friedhof einschlagen. Ein bisschen Trample würde aber manchmal schon ausreichen. Die Pimp-Version davon würde so aussehen, dass der Goyf endlich sein Rehlein erwischt hat. Wer die Artworks von Tarmogoyf kennt, weiss was ich meine. Und natürlich in schöner Expedition-Variante. Einmal Elster, immer Elster.

Was sind deine Ziele im Bezug auf Magic?

Das schöne für mich ist gerade, dass ich mir keine Ziele gesetzt habe. Deswegen kann ich mich stets frei bewegen und muss nicht den grossen Turnieren hinterherrennen. Diese Bewegungsfreiheit gefällt mir gerade sehr. Ich mach das worauf ich Lust habe. Längere Zeit spielte ich deswegen auch Esper Transcendent in der Modern Liga, um einfach zu sehen wie weit man mit solch einem Deck kommen kann. Leider hat sich herausgestellt, dass es nicht wirklich weit ging. 

Zurück zum Thema und zur eigentlichen Frage. Einmal im Leben ein Day 2 an einem GP, das wäre schon was. Wenn es klappt, dann ist es schön. Wenn es nicht klappt, dann ist das halb so schlimm. Zudem finde ich es immer wieder lustig, wenn man als Underdog mit Jund wieder durch genug Spielerfahrung jemanden besiegen kann, die/der immer wieder mit den neusten Decks an den Start kommt. Da lach ich manchmal innerlich. Ganz leise. Nur für mich :-).

Ich denke aber mein allgemeines Ziel ist es, einfach Spass am Spiel und an der ‘Zusammenkunft’ von Freunden zu haben, die dieselbe Leidenschaft teilen. Mehr braucht es gar nicht für mich.

Was wünscht du dir für die Zukunft der Magic-Szene Bern?

Die Berner Magic-Szene scheint mir auf einem guten Wege zu sein. Es haben sich mehrere Communities an diversen Standorten gebildet. Das ist positiv. Es freut mich auch sehr zu sehen, wie Spieler_innen aus diesen Communities auch den Weg zu den anderen finden. Hoffentlich geht das auch in Zukunft so weiter. 

Nun gut, was wünsche ich mir? Ich wünsche mir ganz allgemein mehr Leidenschaft für das Spiel und für das Beisammensein. Das wollen wir, so glaube ich, doch eigentlich alle. Zudem hoffe ich, dass wir uns alle auch mal nach einem Rage verzeihen und wieder vertragen. Ganz gleichgültig ob beim Spiel oder hinter den Kulissen. Fairness und eine zuvorkommende Haltung allen gegenüber, das wäre mein Wunsch. Ich hoffe er geht in Erfüllung. Eure Magic Nuss. 

Autor

David ist begeisterter Drafter und Modern Spieler und hat spass, Tiny Leader Decks zu brewen. Er organisiert die Drafts in der Brass.

Wegen seinem Beruf in der Web-Entwicklung liess er sich überreden, diese Webseite zu betreiben.

Autor: David

David ist begeisterter Drafter und Modern Spieler und hat spass, Tiny Leader Decks zu brewen. Er organisiert die Drafts in der Brass. Wegen seinem Beruf in der Web-Entwicklung liess er sich überreden, diese Webseite zu betreiben.

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