Community-Porträt mit Tom

Tom, seit wann spielst du Magic und wie kamst du dazu?

Seit ca. 1995 irgendwann in der vierten Klasse oder so. Damals hat mein Bruder Daniel mich mit dem Hype angesteckt. Es gab einen Flohmarkt in der Schule und bald einmal hatten wir mit unserem Sackgeld einen Grundstock an Karten und konnten daraus Decks bauen. Wir hatten zusammen gesammelt, alle Karten gehörten also beiden. Gespielt wurde dann am Kitchentable, nach eher „schwammigen“ Regeln. Das erste „richtig gute“ Deck war mono-Black (einmal Mono-Black, immer Mono-Black) mit 4 Meistermeuchlern, 4 Irrlichtern, 4 Sengir Vampiren, 4 See der Toten, 4 Mondschatten 4 Hippie Gespenstern 4 Nachtmahr und so weiter, hahaha… Das ist aber ewig her. Ungefähr mit 16 wurden die Damenwelt, Ausgang und anders wichtiger und ich vermachte meine Karten vollständig meinem Bruder. Danach folgte eine laaaaange Pause.

Welches Format spielst du am liebsten und warum?

Definitiv Modern! Die Liga am Mittwoch ist mein Zuhause geworden.

Welche Formate spielst du sonst noch gerne? Und was fasziniert dich daran?

Am Commandieren gefällt mir, dass man auch mal mehr als 2-3 Züge Zeit hat, um ein Board aufzubauen, und dass auch etwas langsamere, dafür richtig fiese Karten gespielt werden können (Mirror Universe ist meine grosse Liebe :-)). Beim Draften und Sealed gefällt mir, dass gerade wenn Sets ganz neu rauskommen, keine_r (oder die wenigsten) so richtig eine Ahnung haben, was genau mit den neuen Karten im Set alles passieren kann. Die Spiele finde ich sehr ausgeglichen und spassig.

Welches ist dein Lieblingsdeck und warum gerade dieses?

THE RAAAAAAAACK natürlich! Als ich in die Modern-Liga einstieg, sagte mir einer „Kauf dir einfach ein Tron-Deck zusammen, dann wirst du regelmässig gewinnen…“ Da ich von meinem Bruder schon wusste, dass Tron die Spass-Polizei ist, kam dies für mich nicht in Frage. Ich brewte mir zuerst allerlei komische Decks zusammen (Boros-Doublestrike Cats, Countryside Crusher,Rats uvm.) und ging mit diesen meist auch 0:4 oder 1:3 unter. Irgendwann sah ich online, dass es ein Mono-Schwarzes Deck gab, mit wunderschönen Karten aus der Edition Antiquities, die ich bisher im Modern noch nie gesehen hatte… Schon Mono hatte mich eigentlich überzeugt, hatte ich doch keine Lust wieder hunderte von Franken für Fetchlands und durch das ständige mischen jede Woche Geld für neue Sleeves auszugeben. Schnell war klar Rack ist meine grosse Liebe und es war auch das einzige Deck, das mir mal ein 4:0 einbrachte. Meist ist bis zum letzten Zug das Rennen extrem knapp, Sieg/Niederlage nicht weit auseinander und ich bekam schon gegen meine besten Matchups „wienämoore„ auf den Ranzen (NICHT NUR, weil ich 1-Lander keepte oder sonst schlecht spielte, jeden Trigger vergass, usw.), habe aber auch schon meine absoluten Albtraum-Decks besiegen können. Es ist absolut handelbar, in meinen Augen ein super-faires Deck und don‘t forget: ALWAYS on the draw!

Wenn du dir eine Karte selber gestalten könntest, wie sähe diese aus bzw. was könnte sie?

Für 1 Schwarzes Mana und ein farbloses: „Destroy target Artefact or Enchantment“. Die doofen Chalices, die die Matches nicht unbedingt interessanter machen, muss ich doch mit meinem Rack irgendwie handeln können! Das Artwork wäre irgendwas zwischen „the rack“, „black vise“, „leshracs rite“ und „cursed rack“. Einfach weil es sexy aussehen würde in meinem Deck.

Du bist bekannt als äusserst geselliger Zeitgenosse und auch ich als Magic Nuss geniesse deine Gegenwart. Du bist stets ausgeglichen, ob bei einem Sieg oder bei einer Niederlage. Wie kommt es zu dieser ausbalancierten Haltung?

Grundsätzlich stimmt das nicht. Ich habe schon nach mancher Niederlage meine Hand mit ziemlich viel Schmackes auf den Tisch geknallt. Wenn es dabei wirklich „brätscht“, entschuldige ich mich bei meinem Widersacher entsprechend… Ich finde, dass Respekt extrem wichtig ist. Ich rage manchmal schon, dann aber gegen mich selber. Wenn ich schlecht spiele, dann bin ich auf mich selber wütend. Ein no-go ist es für mich, auf das Gegenüber zu zielen. Schon „lucker“ usw. mag ich eigentlich nicht so. Ich nehme mich lieber selber an der Nase und versuche aus meinen Fehlern zu lernen und es vielleicht nächstes Mal besser zu machen (was mir dann oft trotzdem nicht gelingt, ich spiele einfach zu wenig Magic).

Welche ist deine wertvollste Karte? Und was macht sie für dich so wertvoll?

Ich habe in meinem ersten Kartefakt, das ich besass, ein Bild vom Juzam Djinn entdeckt. Ich fand das Artwork schon immer grossartig und legendär und hab mir immer eine solche Karte gewünscht.

Später erfuhr ich, wie abartig teuer die Karte ist (als ich dann noch später herausfand, was sie kann, war ich ziemlich enttäuscht) und konnte sie mir als Bueb natürlich nicht leisten. Unterdessen besitze ich einen Djinn und bin, zumal damit ein Kindheitstraum in Erfüllung ging, ziemlich stolz darauf.

Wie bringst du deine Leidenschat für die Musik (Death by Chocolate) und deine Freude an Magic unter einen Hut?

Eigentlich gar nicht. Wenns bei der Musik richtig abgeht, wir viele Konzerte haben und unterwegs sind, komme ich fast nicht zum Spielen… Aber wenn wir gerade nicht viel los haben, bleiben pro Woche 1-2 Abende, die ich beim Kärtlen und gottseidank mal ohne Musik (einfach mal nichts hören, nicht beschallt werden ist auch geil!) geniessen kann.

Du warst ja längere Zeit Magic-Abstinent. Was hat dich wieder zurückgebracht?

Genau ich bin nach ca. 15 jähriger Abstinenz im Sommer 2018 wieder rückfällig geworden. Das habe ich meinem Bruder Daniel zu verdanken. Er hat mich dazu ermuntert, im La Nonna statt nur dumm rumzuschnurren und Bier zu trinken und zu rauchen, dumm rumzuschnurren, Bier zu trinken, zu rauchen UND Magic zu spielen. Ich muss sagen, der Einstieg in die Liga war hart, geht es doch ziemlich „grob“ zu und her (ich meine eher im Spiel als zwischenmenschlich) und hatte ich doch mit meinem Kitchentablemagicwissen von 1998 noch VIEL zu lernen. Aber ich kann mir ein Leben ohne Magic nicht mehr vorstellen.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Berner Magic-Community?

Ich habe noch ein Bisschen Mühe, mir unter „DER“ Community etwas vorzustellen. Für mich sind die Leute, die ich unterdessen kenne „flotte Chaschper“, die sich zum Spielen treffen und Spass haben. Wenn das die Community ist, wünsche ich ihr auf jeden Fall, dass dies so bleibt, dass Verbissenheit dem Spass unterliegt, dass Kriegsbeile auch irgendwann wieder begraben werden können (dies vielleicht bei einer metaphorischen Friedenspfeife) UND, dass noch so manche Berner-Gruppen an internationmale GPs reisen und dann viele grossartige Geschichten und die ein oder andere „Röiberpischtolä“ mit nach Bern zurückbringen.