Magic und Emotionen – eine erste Annäherung an ein unangenehmes Thema

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Wir kennen es doch alle: ein Sieg erfreut, eine Niederlage frustriert. Und manchmal führt Letzteres zu roten Köpfen. Bei einem selbst, wie auch in der Community. Hier mal eine Annäherung an das Thema Magic und Emotionen.

Rage

Magic ist ein Spiel. Magic bedeutet für einige von uns viel. Wir investieren Zeit, Schweiss, Geld und verfolgen unterschiedliche Ziele. Die einen möchten am nächsten Mythic Championship LSV zeigen wo der Hammer hängt, andere möchten gerade diesen aufstrebenden Turniergänger_innen ein Bein stellen und sie mit ihren genialen homemade Brews herausfordern. Seien die Ziele auch unterschiedlich gesteckt, verfolgen wir doch, so die Annahme, alle das eine: den Sieg!

Manche siegen ständig, andere selten. Sind sie deswegen schlechtere Magic Spieler_innen? Ich glaube nicht! Zum Siegen gehören diverse Elemente: Kenntnisse über Karten, Meta, Spielsequenzen, etc. Und ja, nicht zu selten auch Glück in Form von Topdecks oder Pairings. Kein Game, kein Match und schon gar nicht ein Turnier sind im Vornherein exakt vorausschaubar. Aber das gehört doch auch gerade zu Magic. Oder?

Gut, wieder zurück zum eigentlichen Thema. In diesem Beitrag möchte ich gar nicht zu sehr auf das Siegen eingehen, sondern auf den unangenehmeren Teil von Magic: das Verlieren. Kein Mensch ich gleich wie der andere. Genauso unterschiedlich gehen wir auch mit Siegen und Niederlagen um. Während man zum Beispiel einen Ligasieg erringt, so erhält man Aufmerksamkeit, wird im wöchentlichen Liga-Update gekrönt und auf die Schultern geklopft. Wer Verliert erhält selten Trost. Doch gerade wäre hier doch das Schulterklopfen eine sehenswerte Geste.

Während die einen nach einer Niederlage etwas niedergeschmettert in die Runde schauen, so kann bei anderen auch eine innere Wut oder Empörung aufkommen. Dies zeigt sich in seltenen Fällen auch gegen aussen. Die einen Schlagen mit der Faust auf den Tisch, die anderen nennen ihr Gegenüber „Lucker“. Oder sie machen beides zusammen. So unangenehm dies für die/den Gewinner_inn auch ist, beides ist menschlich. Es sind Emotionen. Und diese müssen, wenn sie sich anstauen, auch mal durch das Ventil gepresst werden um an die Luft zu gelangen. Versteht mich nicht falsch. Ich finde das sogar gut. Das braucht es manchmal. Und ich verstehe es. Weil wenn wir emotional sind, dann handeln wir affektiv. Dies zu kontrollieren ist eine hohe Kunst.

Deswegen finde ich, als Magic Nuss, es wichtig, dass man auch mal Dampf ablassen darf. Gerade bei einer Niederlage. Ich verstehe das gut, solange man die/den Gegner_in nicht persönlich angreift. Das geht aber nur, wenn die/der Sieger_in auch gut siegen kann. In diesem Sinne scheint es mir im Moment des emotionalen Ausbruchs auch relevant zu sein, dass beide Spieler_innen Verständnis aufbringen. Insbesondere von dem/der Sieger_in gegenüber der/dem Verlierer_in.

Das scheint manchmal nicht logisch zu sein. Doch gerade in diesem Moment kann die/der Gewinner_in wahre Grösse beweisen. Anstatt sich über die Emotionen der Verliererin/des Verlierers zu nerven, wäre es hier angebracht als Gewinner_in dem Gegenüber zu erklären, warum man gerade gewonnen hat. Hat man schlauer gespielt? Besser gesideboardet? Oder war es auch einfach nur Glück? Ich glaube wenn man dies in Ruhe dem aufgebrachten Gegenüber erklärt, dann kann man die Emotionen auch wieder schneller unter Kontrolle bringen. Weitere Sticheleien führen zu nichts. Doch leider musste ich auch schon mehrmals beobachten, dass dies vorkam. Auch ich habe mich schon über Niederlagen aufgeregt. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Manchmal schmerzt es. Manchmal sogar sehr. Dennoch ist das ein Teil des Spiels. Und nach der Aufregung muss ich meistens selbst über mich lachen. Entweder über meine dämlichen Spielzüge oder sogar über das eigene Drawpech.

Etwas möchte ich aber noch kurz ansprechen. Der Handshake nach einem Spiel. Manchmal ist das ein ganz schwieriger Teil. Ich bin absoluter Fan vom Handshake am Ende eines Matches. Ohne Handshake stehe ich nicht gerne auf. Selbst wenn ich zehn Mal nacheinander gegen Turn 3 Natural Tron verliere, so werde ich immer die Hand reichen. Für mich ist das wichtig. Als guter Verlierer, aber auch aus Respekt für die/den Gewinner_in. Ich verstehe es aber gut, wenn jemand die/der verloren hat nicht gleich die Hand reicht. In diesem Moment gilt es für die/den Sieger_in Beherrschung zu zeigen und nicht gleich die Siegerhand hinzureichen. Abwarten, die Emotionen auch mal baumeln lassen und dann kommt der Handshake schon von alleine. Am Ende ist es ein Spiel. Ein Spiel, das wir lieben, das wir pflegen und das für viele ein wichtiger Teil des Lebens ist.

Warum schreibe ich überhaupt diese Zeilen? Ich finde es wichtig auch einmal den unangenehmen Teil des Spiels zu thematisieren. Das Verlieren. Zu oft kommt es leider vor, dass Verlierer_innen nicht gewürdigt, sondern meist noch wegen ihren Emotionen erniedrigt werden. Das finde ich falsch. Deshalb wünsche ich mir hier mehr Sensibilität und Grösse. Nicht nur von den Verlierer_innen, sondern auch von den Gewinner_innen.

So, jetzt noch aber ein kleiner Bonus zur Aufheiterung. Wahrscheinlich kennen wir ihn alle, den legendärsten Rage, den das Onlineuniversum zu bieten hat:

Francis höchstpersönlich zeigt wie ein Tableflip richtig geht. Schön die Hände angelegt, ein bisschen am Tisch geruckelt, gewartet bis der Gegner den Judge ruft und zack! Das gesamte Magicequipment verabschiedet sich dank der Schwerkraft eine Etage tiefer. So bitte nicht 😉 (Diese Szene ist übrigens gestellt.)

Wie geht ihr mit Rages um? Wie lässt ihr euren Emotionen freien Lauf? Was sollte man überhaupt nicht machen? Ich bin gespannt auf eure Kommentare. Eure Magic Nuss

Autor

Magic Nuss ist passionierter Modern und Limited Spieler. Mit seinen Beiträgen versorgt er die Schweizer Magic Community mit den aktuellsten Themen und Geschehnissen rund um unser heiss geliebtes Sammelkartenspiel. Wenn die Magic Nuss gerade nicht in die Tasten haut, dann trifft man den Jund-Fanatiker auch hie und da in den Berner Ligen oder an internationalen Grand Prix. Magic Nuss legt grossen Wert auf Fairness im Spiel und in der Magic Community.

Autor: Magic Nuss

Magic Nuss ist passionierter Modern und Limited Spieler. Mit seinen Beiträgen versorgt er die Schweizer Magic Community mit den aktuellsten Themen und Geschehnissen rund um unser heiss geliebtes Sammelkartenspiel. Wenn die Magic Nuss gerade nicht in die Tasten haut, dann trifft man den Jund-Fanatiker auch hie und da in den Berner Ligen oder an internationalen Grand Prix. Magic Nuss legt grossen Wert auf Fairness im Spiel und in der Magic Community.

2 Gedanken zu „Magic und Emotionen – eine erste Annäherung an ein unangenehmes Thema“

  1. Vielen Dank für diesen wichtigen Artikel!
    Ich würde aber nicht so weit gehen und sagen uns allen geht es ums Siegen. Viele spielen um des Spielens Willen. Um so wichtiger ist ein gutes Miteinander. Viele der im positiven Sinne unvergesslichsten Spiele habe ich verloren. Aber entweder hat ein cooler Trick geklappt, den mein Gegenüber oder ich so nicht erwartet hätten, ich lernte eine coole Combo kennen oder konnte damit mein Gegenüber überraschen oder wir haben uns einfach gut unterhalten. Wenn man dann noch gewinnt, ist das ein Sahnehäubchen, aber wichtig ist doch das Spielen an und für sich, und da kann man seinem Gegenüber natürlich die Hand reichen.
    Ich finde, etwas Wichtiges ist in jedem Falle auch etwas Zurückhaltung und Empathie. Nicht immer kommt es gut an, einem Gegenüber zu erklären wie und warum man gerade gewonnen hat. Manchmal sollte man das Gegenüber auch einfach in Ruhe ziehen lassen.
    Der gute Umgang miteinander zu kultivieren, sollte auch ein wichtiger Augenmerk für Organisatoren sein. Emotionen sind sicher Teil jedes Hobbys, aber als Ventil sollte nie ein Gegenüber dienen. Da sollte man vielleicht einfach einmal an die frische Luft ganz nach dem Motto, wenn man nichts positives sagen kann, sagt man besser einmal nichts 😉

  2. Guter artikel!
    Ich finde den handshake auch sehr wichtig, und aus meiner sicht sollte er vom verlierer der partie aus kommen. Was meint ihr dazu?

    Ich reiche meinem gegner auf jeden fall immer die hand nach einer niederlage, aus respekt vor ihm und seinem sieg, und als dank für ein gutes spiel (auch wenn es aus meiner sicht manchmal nicht so gut war (aka t3 tron)) =D

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